Die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie bleibt auch drei Monate nach Beginn der erheblichen Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie eindeutig angespannt. Dies ist das Ergebnis einer am Montag in Düsseldorf vorgelegten und in der zweiten Juniwoche durchgeführten Umfrage des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW), an der sich mehr als 380 verbandsgebundene Betriebe mit fast 150.000 Beschäftigten beteiligt hatten. Die gleiche Umfrage hatte METALL NRW bereits auch in den Monaten April und Mai durchgeführt.
Danach befinden sich 69 Prozent der Unternehmen in Kurzarbeit. Im Mai waren es noch 65 Prozent der befragten Betriebe. Über alle Branchen des bedeutendsten Industriezweigs hinweg sind 74 Prozent der Beschäftigten betroffen, deren Arbeitszeit um durchschnittlich 38 Prozent abgesenkt wurde. Der Hauptgeschäftsführer von METALL NRW, Dr. Luitwin Mallmann, erklärte, die hohe Zahl von Kurzarbeitern zeige, dass die Unternehmen unverändert versuchten, die Belegschaften möglichst an Bord zu halten. „Es ist jetzt am wichtigsten, dass die Konsumlust der Verbraucher wieder zurückkommt. Deren Zurückhaltung zu überwinden ist nun die größte Herausforderung“, sagte Dr. Mallmann.
Der Umfrage zufolge ist die Produktion in den M+E-Betrieben zu 48 Prozent (Mai: 47 Prozent) „stark“ oder „sehr stark“ eingeschränkt. Den stärksten Einbruch bei den Bestellungen spüren 72 Prozent der Betriebe in Deutschland und 64 Prozent in Westeuropa. Infolgedessen erreicht die durchschnittliche Kapazitätsauslastung insgesamt nur schwache 65 Prozent (Mai: 64 Prozent). Die durchschnittliche Normalauslastung dieses Industriezweigs liegt bei 85 Prozent. Nur wenige Unternehmen der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie rechnen mit einer baldigen Erholung. Den Produktions-Stand vor der Corona-Pandemie erwarten 22 Prozent der Betriebe für Ende 2020, 23 Prozent für Mitte 2021 und weitere 11 Prozent erst für Ende 2021. Nach Einschätzung der großen Mehrheit der Firmen (44 Prozent) ist ein Ende der tiefen Rezession derzeit nicht absehbar.
Ungeachtet der schweren Rezession bleiben betriebsbedingte Kündigungen erfreulicherweise bislang noch eine Ausnahme. „Bisher haben erst sieben Prozent unserer Unternehmen Mitarbeiter entlassen müssen“, sagte Dr. Mallmann. Allerdings hätten 36 Prozent der Betriebe gemeldet, die Zahl ihrer Beschäftigten in den nächsten drei Monaten zu verringern. Es sei jetzt entscheidend, dass der Wirtschaftsmotor möglichst schnell wieder anspringe, so Dr. Mallmann.
Trotz der Corona-Krise bleibt das Ausbildungsengagement der Firmen laut Juni-Umfrage weitgehend stabil. Kein Unternehmen habe bislang ein Ausbildungsverhältnis vorzeitig beenden müssen, in 95 Prozent der Betriebe werde die Ausbildung sogar ohne Veränderung fortgeführt. Nur 9 Prozent der Betriebe wollen keine Auszubildenden übernehmen, während fast 40 Prozent alle Auszubildenden und 25 Prozent einen Teil der Auszubildenden in Beschäftigung übernehmen wollen. „Ich freue mich, dass die große Mehrheit unserer Unternehmen auch für die Ausbildungsjahre 2020/2021 und 2021/2022 bislang nur wenig Abstriche bei der Ausbildung planen müssen“, betonte Dr. Mallmann. Für das kommende Ausbildungsjahr wollen 75 Prozent an ihren ursprünglichen Planungen festhalten. Und auch für das Ausbildungsjahr 2021/2022 rechnen fast 70 Prozent mit einem mindestens konstanten Lehrstellenangebot.