Im zweite Quartal 2020 sank die Produktion der nordrhein-westfälischen M+E-Industrie so stark wie zuletzt während der Krise 2008/2009. In einem Rekord-Tempo sank die Produktionsleistung der M+E-Industrie im April und Mai auf Tiefstwerte. Im Juni zeigten sich wieder die ersten Zeichen der Erholung – allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Ob und wann die Produktionsleistung auf ihr Normalniveau zurückkehrt ist fraglich. Denn bereits vor Corona steckte die M+E-Industrie in Nordrhein-Westfalen in einer Rezession. Die Melange aus Strukturwandel, Handelsstreit, Brexit und Corona sorgt bei den M+E-Unternehmen für eine chronisch angespannte Lage. Die konjunkturelle Erholung wird dabei maßgeblich auch von der außenwirtschaftlichen Entwicklung abhängen.
Produktion
Die Rezession in der nordrhein-westfälischen M+E-Industrie hat sich im zweiten Quartal 2020 verschärft. Gegenüber dem Niveau des ersten Quartals sank der Ausstoß saisonbereinigt um 15,8 Prozent. Maßgeblich dafür waren die Lockdown-Monate April und Mai. Gegenüber dem Vorjahr sank die Produktion um 23,4 Prozent. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie bekamen alle M+E-Branchen zu spüren, wenngleich die Betroffenheit unterschiedlich stark ausfiel. Während die Produktionsleistung der Branche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen im Vorquartalsvergleich um 30,9 Prozent sank, waren es im Maschinenbau 12,1 Prozent. Die Gießereien, deren Hauptabnehmer die Automobilbranche ist, hatten einen Produktionsrückgang um 27,5 Prozent zu verzeichnen.
Auftragseingänge
Auch bei den Auftragseingängen hinterließ die Pandemie ihre Spuren. Gegenüber dem ersten Quartal sanken die Auftragseingänge saisonbereinigt um 18,2 Prozent. Die Inlandsnachfrage sank um 7,2 Prozent, die Auslandsnachfrage sank um 21,2 Prozent. Im Vorjahresvergleich sanken die Auftragseingänge um insgesamt 21,3 Prozent. Die Nachfrage aus dem Ausland (-27,9 Prozent) sank dabei deutlich stärker als die Binnennachfrage (-14,4 Prozent). Allerdings dürften Großaufträge (Sonstiger Fahrzeugbau) im Juni die Entwicklung der Inlandsnachfrage im zweiten Quartal etwas überzeichnet haben. Die stärksten Auftragseinbußen hatte die Branche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen zu verbuchen. Im Vergleich zum Vorquartal sanken die Bestellungen um 34,0 Prozent. Dahinter folgen die Gießereien (-31,7 Prozent) und die Branche Herstellung von Metallerzeugnissen (-24,7 Prozent). Im Maschinenbau lag die Nachfrage um 10,8 Prozent unterhalb des Vorquartalsniveaus.
Umsatz
Im zweiten Quartal erwirtschafteten die nordrhein-westfälischen M+E-Betriebe einen Umsatz von 31,5 Mrd. Euro. Im Vorjahresquartal waren es noch 40,9 Mrd. Euro. Das bedeute einen Rückgang von 23,1 Prozent. Die Inlandsumsätze sanken im selben Zeitraum um 19,9 Prozent, die Auslandsumsätze um 26,0 Prozent. Die Branche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen hatte Umsatzeinbußen um 43,1 Prozent zu verzeichnen, im Maschinenbau waren es 19,7 Prozent.
Beschäftigung
Die Beschäftigtenzahl der nordrhein-westfälischen M+E-Industrie sank gegenüber dem Vorjahreswert im Juni 2020 um 2,6 Prozent auf nun 706.729 Personen. Der Beschäftigungsrückgang hat sich damit erneut beschleunigt und die Beschäftigtenzahl liegt so niedrig wie zu Beginn des Jahres 2018. In den ersten sechs Monaten lag der Beschäftigungsrückgang in der M+E-Industrie bei insgesamt 1,6 Prozent. Während die Branche Herstellung von DV-Geräten aufgrund einer methodischen Anpassung rechnerisch 21,1 Prozent mehr Beschäftigte zählte als im Vorjahreszeitraum, sank die Belegschaft in den meisten anderen M+E-Branchen. Im Maschinenbau waren es 2,2 Prozent weniger, in der Branche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen waren es 3,8 Prozent weniger Beschäftigte.
(Quelle: IT.NRW; eigene Berechnungen)