Tarifpolitisches Leitbild

Die Tarifautonomie ist eine grundgesetzlich verankerte Säule der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland. METALL NRW ist mit seinen Mitgliedsverbänden Akteur der Tarifautonomie insbesondere für die Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalens. Das staatsfreie Gestalten der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen durch freiwillig zusammentretende Koalitionen ist Recht und Pflicht der Tarifparteien. Ihnen stellen sich in einer sich rasch wandelnden Arbeitswelt große Aufgaben und Herausforderungen.

Sie werden weiterhin Tarifbedingungen finden müssen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und damit den Wohlstand der bei ihnen arbeitenden Menschen mehren können. Vor dem Hintergrund von Globalisierung und Digitalisierung stehen die Tarifparteien vor einer herausragenden Verantwortung, nicht zuletzt auch für das Gemeinwohl.

In diesem Bewusstsein haben die bei METALL NRW zusammengeschlossenen Verbände ein zukunftsfähiges tarifpolitisches Leitbild beschlossen:

1. Wir wollen die Tarifautonomie wahrnehmen
  • um wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen für die Branche M+E und deren Wertschöpfungskette in Flächentarifverträgen zu gestalten,
  • weil wir den grundgesetzlichen Auftrag zur Regelung der Arbeitsbedingungen in korporativen Strukturen annehmen.
2. Wir werden die Tarifautonomie verteidigen
  • gegen staatliche Eingriffe, zum Beispiel durch ausufernde Allgemeinverbindlichkeitserklärungen,
  • gegen politische Entgeltfindung,
  • gegen systemfremde Privilegierungen durch den Staat.
3. Wir setzen uns für die Koalitionsfreiheit ein
  • weil Tarifverträge die Unternehmen inhaltlich überzeugen sollen,
  • weil das Recht, einer Koalition fern zu bleiben, Teil des demokratischen Prinzips ist.
4. Wir bestehen auf der Subsidiarität staatlicher Normen
  • durch konsequente gesetzliche Öffnungsklauseln für tarifliche Gestaltungsmöglichkeiten,
  • weil die Tarifvertragsparteien die größere Sachnähe haben.
5. Wir treten für ein kodifiziertes Arbeitskampfrecht ein
  • um dem ultima ratio Grundsatz wieder Geltung zu verschaffen,
  • um den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz rechtssicher zu machen,
  • um die tarifliche Friedenspflicht vor jeder Beeinträchtigung zu schützen.
6. Wir werden den Flächentarif der M+E Industrie zukunftsfest und mittelstandstauglicher machen
  • durch die Vereinbarung tariflicher Rahmenbedingungen, die von den Betrieben individuell ausgefüllt werden können,
  • durch modulare und optionale Elemente im Flächentarifvertrag,
  • durch effiziente betriebliche Differenzierungsmöglichkeiten,
  • durch ertragsabhängige Entgeltbestandteile,
  • durch wettbewerbsneutrale Sondertarifverträge.
7. Wir wollen anwenderfreundliche Tarifverträge
  • ohne zu komplexe Regelungen,
  • durch die konsequente Überarbeitung gewachsener Tarifstrukturen.
8. Wir werden für einen erneuerten Flächentarif M+E werben
  • um insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen wieder mehr für die Tarifbindung zu gewinnen,
  • um neu entstehende Unternehmen vom Tarifvertrag zu überzeugen,
  • um durch eine größere Mitgliederbasis unsere Verhandlungsmacht zu stärken.
9. Wir wollen Tariffrieden für die ganze Wertschöpfungskette der M+E Industrie 
  • durch passgenaue Tarifangebote für Branchen im M+E Umfeld,
  • durch harmonisierte Friedenspflichten in der Peripherie des M+E Flächentarifs,
  • durch die Schaffung tariflicher Schutzschirme für Unternehmen in den Dienstleistungsfachgruppen der M+E Verbände.
10. Wir stehen für ein sozialpartnerschaftliches Verhältnis zur IG Metall
  • weil sich die Tarifpartner mit Respekt auf Augenhöhe begegnen müssen,
  • weil sie verlässlich und fair verhandeln müssen,
  • weil sie das Gemeinwohl sowie die Interessen der Unternehmen und Belegschaften immer berücksichtigen müssen,
  • weil nur so die Tarifautonomie verantwortlich ausgeübt werden kann.

 

Beschluss der Mitgliederversammlung METALL NRW

Düsseldorf, 25. Juni 2019

Tarifpolitisches Leitbild von METALL NRW